Singen bedeutet, den Geist zu öffnen und sein Innerstes hörbar zu machen; Singen ist der ursprünglichste musikalische Ausdruck des Menschen. Vocalisen nennt man Melodien, die in ihrem Wesen besonders »liedhaft« und »gesungen« klingen – da passt es im Beethoven Frühling wunderbar, wenn sich Werke „auf den Flügeln des Gesangs“ ein Stelldichein geben: Rachmaninows berühmte »Vocalise« wird umspielt von Musik von Franz Schubert, gleich eingangs und zwischen den Jahreszeiten mit dem »Frühlingsglaube«. Auf seinem Sterbebett soll sich Schubert der Erzählung nach gewünscht haben, noch einmal Beethovens vorletztes Streichquartett cis-Moll zu hören. Es wurde im Juli 1826 vollendet, knapp bevor Beethoven mit seinem Neffen zu seinem letzten Landaufenthalt aufbrach. Er verbrachte ihn im Schloss Wasserhof – genau dort, wo der Beethoven Frühling nun erklingt.